Der Umbau

Der Umbau der Architekt berichtet

Es verblieb mir damals ausreichend Zeit, um zusammen mit dem Vorstand mehrere Planungskonzepte zu entwickeln, gemeinsam zu erörtern, zu verbessern, zu verwerfen, neu abzufassen, neue Überlegungen aller Beteiligten einfließen zu lassen, um dann mit der endgültigen Planung in die Generalversammlung des Jahres 1988 zu marschieren.

Diese Generalversammlung erhob ihren Grundsatzbeschluss aus dem Jahre 1987 nunmehr zum Planungszielbeschluss. Damit war der Weg frei für „ große Taten“, aber auch für viel „ schweißtreibende und auch mühselige Arbeiten“. Zunächst wurde der bauordnungsbehördlich erforderliche Bauantrag eingereicht, und schon bald fing es an „ zu hakeln“ - wie man so schön sagt. Denn trotz intensivster Unterstützung durch unsere Mendener Bauordnungsbehörde, wollten die „hohen Herren“ sich zunächst gar nicht für unsere Sache erwärmen, da wir uns ja „ erdreisteten“, im „ bauplanerischen Außenbereich“ bauen zu wollen.

Nun - die Lürbker machten aus der Not - sprich Zeitverzögerung - eine Tugend und gingen an diejenigen Arbeiten, die man grundsätzlich nicht verwehren konnte, nämlich die Renovierung und Modernisierung der Altbausubstanz.

Ich möchte hier kurz chronologisch vorgehen:

Am 5. April 1988 wurde der gesamte Altbau ausgeräumt.
Am 6. April 1988 wurde der alte Holzfußboden aus dem ehemaligen Klassenraum entfernt.

Bereits am 16. April 1988 erhielt dieser Raum eine neue Stahlbetonbodenplatte. Dann erfolgte der Generalangriff auf die Kellerräume:
Alter Putz wurde abgeschlagen und erneuert, feuchte Kellerwände isoliert, neue Abflüsse gelegt und Betonbodenplatten eingebracht und marode Decken saniert. Mühseliger Aufwand wurde mit der Drainage des Gebäudes und der Neuerstellung der „ alten Schultreppe“ betrieben. Am 1. Juli 1988 - 4 Tage vor Erteilung der Baugenehmigung - da gab es kein Halten mehr, und der alte Anbau wurde abgebrochen und die Baugrube für den Erweiterungsbau ausgeschachtet.

Nach den Fundamentarbeiten konnte bereits am 16. Juli 1988 die große Deckenplatte betoniert werden. Danach kam die „ große Zeit“ der Maurer unserer Bruderschaft. Natürlich wurde zwischenzeitlich auch ausgiebig das 88er Schützenfest gefeiert.

Und trotzdem konnte am 1. August 1988 die erste Decke unter dem Einbau von 39 m⊃3; Beton und eines „Mordsflammannes“ von verschweißtem Doppelstahlträger gegossen werden.

Danach erfolgte die technisch wohl schwierigste Maßnahme:
Nämlich der Wanddurchbruch vom Altbau zum Neubau. Dank präziser und fachlich hochwertiger Arbeit vereinseigener Baufachleute konnte auch diese Schwierigkeit gemeistert werden.

Danach hatten wieder die Maurer das „Sagen“ und die Handlanger das „Gehorchen“, und zwar beide Gruppen so gut, dass bereits am 1. Oktober 1988 die Zimmerleute das Kommando übernehmen konnten und die urige Holzbalkendecke einbauten.

Die ersten Wetten wurden abgeschlossen. Allerheiligen „musste das Dach dicht sein“ und siehe da - es klappte.

Im November 1988 begannen die vereinseigenen Sanitär- und Heizungsfachleute mit ihrer aufwendigen und technisch komplizierten Arbeit. Wir Laien durften nur schweigend staunen, und dafür zwischenzeitlich die Fenster einbauen, um uns dann wieder nach den Anweisungen unseres fleißigen Vereins-Elektrikers zu richten, während an anderer Stelle im Bau bereits die Innenputzer „ am Wirbeln“ waren.



Es kamen die nächsten ehrgeizigen Wetten auf wie folgt:

„Weihnachten muss die Heizung brennen“, und so kam es dann auch: Am 23. Dezember 1988 - die Heizung brannte wirklich - zu dem berühmt gewordenen „Brennerfest“, dessen Teilnehmer noch heute glauben, es wären damals „Heiligabend“ und „Silvester“ irgendwie auf einen Tag zusammengefallen.

Gleichzeitig waren bereits zum 19. Dezember 1988 die Bodenplatten im Mehrzweckraum des Souterraingeschosses verlegt worden, und am 28. Dezember 1988 turnten bereits die Fliesenleger in diesem Geschoss herum, während hier im Erdgeschoss die Innenputzer unermüdlich schafften.

Wieder wurde ein festes Ziel gesteckt:
„ Die Generalversammlung 1989 sollte und musste im fertiggestellten Mehrzweckraum stattfinden“. Dem geschah auch so. Und die fleißigen Bauarbeiter hatten erstmals die Gelegenheit „ vor großem Publikum“ Lob, Dank und Anerkennung zu finden.

Danach begann der langwierige und für den baulichen Laien schwer durchschaubare technische und bauliche Feinausbau. Erwähnen möchte ich, dass am Karfreitag 1989 die Fußbodenheizung verlegt und am 1. April 1989 der Estrich eingebaut wurde.

Trotz der Langwierigkeit des Innenausbaues kam man zielstrebig voran.

Ich verwende hier Schlagworte:

Mai 1989 Holzarbeiten an den Decken
Juni 1989 Technischer Ausbau des Bierkellers
Juli 1989 Technischer Küchenausbau
August 1989 Fertigstellung der Geschosstreppe

Zwischenzeitlich bzw. danach wurde das Fachwerk eingebaut und die Feinmontage der Sanitär- und Elektroinstallation bewerkstelligt.

Im September 1989 wurde mit den Außenputzarbeiten begonnen und die verbleibende Zeit genutzt, um das Hubertusheim in seiner heutigen Form zu präsentieren!

Man muß schon den alten Bauzustand kennen, um würdigen zu können, was hier freiwillig in Gemeinschaftsarbeit geleistet wurde.

Aus Zeitgründen möchte ich hier nicht explizit auf Baumassen, Flächen, Tonnagen, m3;-Werte usw. eingehen. Es ist mir aber ein Bedürfnis, hier der Öffentlichkeit klarzulegen und den vielen Helfern zu verdeutlichen, dass dank der unermüdlichen und unentgeltlichen Eigenleistung aller am Bau Beteiligten eine Summe von

rund 210.000,-- DM

an Baukosten eingespart werden konnte.

Dies entspricht rund 5.200 Facharbeiterstunden eines mittleren Handwerksbetriebes. Ich glaube, diesem brauche ich nichts mehr hinzuzufügen.

Vielleicht noch eine Zahl. Für reine Materialkosten wurden 230.000,-- DM gezahlt.

Wir haben das Heim der Bruderschaft St. -Hubertus Lürbke eingeweiht.
Was bedeutet das für die Lürbker?
Was bedeutet das in unserer Gesellschaft?

Nun, ich glaube, die Antwort ist ganz einfach.
Die heutige - als modern bezeichnete - Zeit hat uns Bürger in ein System der Hektik und Rastlosigkeit gezwungen. Diese Zeit hat nicht Halt gemacht vor unseren Heimatdörfern und deren Gemeinschaften - im Gegenteil - sie droht gerade auch die dörflichen Gesellschaftsstrukturen grundlegend und Nachteilig zu verändern. Dabei drohen gesunde Gemeinschaften von der Anonymität der Massengesellschaft aufgesogen zu werden.

Dieser Entwicklung hat man sich hier in der Lürbke - nicht nur heute, eigentlich immer schon - entgegengestemmt.

Ein kleines Dorf hat sich selbst ein Heim geschaffen, welches allen:
- der Bruderschaft,
- der äußerst regen Jugendabteilung,
- dem aktiven Trommlercorps,
- jedem Mitbürger,
die Möglichkeit verschafft,
..... in der Gemeinschaft mitzuwirken,
..... dabei zusein - ganz einfach mitzumachen.

Und dies alles ohne große Unterstützung, sondern in Eigeninitiative und unermüdlichem persönlichem Einsatz.

Ich habe die vornehme Aufgabe, auch namens des Vorstandes und der gesamten Bruderschaft St. Hubertus Lürbke, Dankesworte auszusprechen. Dankesworte an alle, wirklich alle, welche hier im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitgewirkt haben.

Mein ganz persönlicher Dank gilt vorab dem gesamten Baudezernat unserer Stadt Menden, welches uns zu jeder Zeit - und in der Hierarchie von ganz oben bis ganz unten - jedwede erdenkliche verfahrensmäßige Hilfestellung gewährt hat.

Unser aller Dank gilt darüber hinaus insgesamt dem Rat und der Verwaltung unserer Stadt Menden.

Ein besonderes Dankeswort gebührt unserem Bruderschaftsmitglied, dem ehemaligen langjährigen Bürgermeister der damaligen Gemeinde Lendringsen und der Stadt Menden - Herrn Otto Weingarten -, der sich schon immer - wir haben dies schon von unserem Ehrenmitglied Karl Hunger vernommen - für die Lürbker Belange eingesetzt hat. So auch in diesem Falle, und dies nicht nur durch seinen vehementen Einsatz für die Bezuschussung dieses Bauvorhabens, sondern vor allen Dingen auch dadurch, dass Herr Weingarten den Lürbkern das Gefühl vermitteln konnte, nicht als lästiges kleines Anhängsel an der Peripherie unserer Stadt vergessen worden zu sein.

Und sei es auch nur dadurch, dass er des öfteren im Dreck und Staub der Baustelle erschien, um sich über den Stand der Dinge zu informieren, wobei nebenbei auch immer ein Kasten Bier für die fleißigen Bauarbeiter abfiel. Hier muss auch mein persönlicher Dank einfließen, da mich Herr Weingarten gleich nach Bekannt werden der geplanten Baumaßnahme eindeutig ansprach mit dem Ziel, unterstützend einzuspringen, wo immer er es könne.
Hierfür ein herzliches Dankeschön.

Der Dank der Bruderschaft St. Hubertus Lürbke gilt darüber hinaus:
- allen tätigen Helfern
- allen Freunden und Gönnern
- allen, welche mitgedacht und mitgelitten haben
- allen, welche dem Werk positiv gegenüberstanden, ohne persönlich die Möglichkeit zu haben, aktiv
mitzuwirken
- allen Firmen, Verbänden und Institutionen, welche durch Sachspenden oder sonstiges Entgegenkommen mitgewirkt haben.

Ich hoffe, dass Sie aus der Fülle der Ausführungen einen Einblick in den Umfang dieses Gemeinschaftswerkes gewonnen haben. Und doch ist es wohl so, dass nur derjenige, der hier aktiv dabei war, letztendlich voll ermessen kann, was einige unserer Kameraden hier wirklich geleistet haben.
Diesen Kameraden und deren Familien gilt unser besonderer Dank!

Der Bruderschaft St. Hubertus Lürbke wünsche ich weiterhin alles Gute.
Möge sie dieses Haus immer offen halten für die Gemeinschaft, jetzt und in Zukunft!


Franz Semer

zurück