Die alte Poststelle Lürbke

Die Landpoststelle Lürbke und der Landbriefträger Josef Ostermann

Schon nach dem 1. Weltkrieg gab es in der Lürbke eine Landpoststelle. Die Poststelle befand sich im Hause Rebbe, heute J.Oelenberg. In den vierziger Jahren gaben diese den Postdienst auf, und somit übernahm Josef Ostermann das Amt des Posthalters und Postzustellers in Lürbke.

Postkarten der Lürbke

Das Postzimmer der Landpoststelle Lürbke befand sich in einem Raum neben dem Wohnzimmer auf dem Hof Ostermann. Bis in die 60er Jahre lautete die postalische Anschrift für die Ortschaft Lürbke - Lürbke über Fröndenberg / Ruhr. So versteht es sich auch, daß die Landpoststelle Lürbke die Postanlieferung von der Verteilerstelle Fröndenberg / Ruhr erhielt. Täglich wochentags gegen 10.3o Uhr kam das gelbe Postauto auf dem Hof vorgefahren um die Zustellpost für die Ortschaft Lürbke zu bringen, und um Ausgangspost zur Zentralverteilung Fröndenberg mitzunehmen.
Da es früher noch keine Zeitungszustellung in Lürbke gab, bewegte sich von der Tageszeitung, Briefe, Pakete, Postanweisung, Rentenauszahlung und Telegrammzustellung alles über den Posttisch der Landpoststelle. Der Zustellbezirk reichte von der Wolfskuhle bis zur Bremke ( Kehlsiepen) und vom Kamp bis zum Eisborner Weg, eine Wegstrecke von ca. 15 km täglich. Ein Weg, den es galt bei Wind und Wetter zurückzulegen, bei Sturm, Eis und Schnee und bei Gluthitze, auf Schusters Rappen oder mit dem Fahrrad.

Der Postbote im Einsatz

Im Postzimmer der Landpoststelle befand sich auch ein öffentlicher Fernsprecher, der etwa in der heutigen Zeit mit einer Telefonzelle zu vergleichen ist, jedoch einen einmaligen Zusatzservice bot. In Anbetracht der Tatsache, das es in der Ortschaft Lürbke in den fünfziger und sechziger Jahren nur sehr wenig private Telefonanschlüsse gab, mussten sehr häufig wichtige dringende eingegangene Telefonmitteilungen persönlich übermittelt werden. Und in besonders dringenden Fällen wie bei Geburten- und Trauerbotschaften überbrachte Josef Ostermann diese Mitteilungen auch nachts.
Da versteht es sich vonselbst, daß Briefträger Jupp sehr schnell den Gedanken einer Motorisierung aufgriff. Bei den sehr schlechten Straßen, Wald- und Feldwegen der damaligen Zeit kam nur ein Motorrad in Frage. Schnell wurde der Gedanke in die Tat umgesetzt, und Ostermanns Jupp fuhr mit einem eigenen Motorrad knatternd und qualmend und mit Paketen bepackt durch die Ortschaft um die Post zuzustellen. Doch war es nicht immer möglich die vom festen Weg abgelegenen Häuser mit dem Motorrad anzufahren. Briefträger Jupp mußte gezwungenermaßen sein Krad auf der Straße abstellen und den Rest des Weges zu Fuß erledigen.
Diese Gelegenheit wurde sehr schnell von den großen Schulkindern erkannt, blitzschnell saßen sie auf dem Motorrad und drehten erst einmal eine Runde. Einige der damaligen Schulbengel erzählen heute noch von den abenteuerlichen Motorradfahrten durch Wald und Feld, sie fuhren bis der Tank leer war. Und wenn Briefträger Jupp zurück kam, hörte man ihn rufen, „ ja `ne guck mal - diese Bengel“.

Für die Lürbker ist „Ostermanns Jupp“ der am 11.2.1899 das Licht der Welt in der Lürbke erblickte und am 3.5. 1991 verstarb, eine Legende. Sein Lieblingsausdruck, ja `ne guck mal“, wurde entlang der Bieber zu einem geflügelten Wort. Pfeifeschmauchend prägte er mehr als drei Jahrzehnte auf seinem Motorrad die Ortschaft. In seiner Motorradsammlung fand man fast alle bekannten Namen von Motorradherstellern der Nachkriegszeit, von DKW bis BMW, von Wanderer bis Miele und Zündapp. Auf den nicht asphaltierten Wegen gab es zwar manchen Sturz vom Krad, die aber alle glimpflich abliefen.
Viele Dönekes und Anektoten sind vom Briefträger „Jupp“, wie er liebe- und durchaus respektvoll von jung und alt genannt wurde, überliefert. So war es für die Bewohner der Ortschaft selbstverständlich, ihn bei Regen, Schnee oder Kälte in die gute Stube zu bitten, wo er sich aufwärmen konnte oder einen Kaffee zu sich nahm.
Einmal, so erzählt man sich heute noch in Lürbke, ereignete sich folgendes: „Es war an einem Nachmittag im Herbst, Briefträger Jupp hatte sein Motorrad mit der Zustelltasche und weiteren Paketen fast überladen, und kurvte im Zick-Zack-Kurs auf der Lürbker Straße, als eine Polizeistreife Alkohol am Lenkrad vermutete. Mit dem bekannten und ihm eigenen Spruch „ Ja ne` guck mal, ich hab` ja noch nicht einmal Kaffee getrunken“, nahm der Lürbker den Beamten jeden Wind aus den Segeln. Und sie halfen ihm dann auch noch, sein Motorrad anzuschieben, was bei dieser Aktion „versoffen“ war.
Josef Ostermann war so eng mit seinem Beruf verbunden, daß er bis zu seinem 73. Lebensjahr den Postdienst versah. Im Jahre 1971 übernahm Paula Ostermann die Poststelle, bevor sie diese einige Jahre später an ihren Sohn Friedrich übergab.

Mit dem Ablauf des 31. März 1980 wurde die Annahme-Poststelle II Menden 14 - Ortsteil Lürbke aufgehoben.

Die Post wird heute vom motorisierten Landzusteller der Hauptpoststelle in Menden zugestellt. Postsendungen können beim Landzusteller oder bei der Poststelle in Lendringsen eingeliefert werden.

Nur ein Briefkasten am Wohnhaus des Hofes Ostermann erinnert heute noch an die ehemalige Landpoststelle in Lürbke.